Ein psychisches Trauma ist ein sehr belastendes und prägendes Ereignis, welches verschiedene negative psychische und neurobiologische Folgen hat.
Was ist ein psychisches Trauma?
Belastende Situationen sind traumatisch (verletzen unsere Psyche), wenn sich ein Mensch dieser Situation hilflos ausgesetzt fühlt. Das Gefühl auch in einer schwierigen Situation die Kontrolle zu haben, wirkt hingegen einem psychischen Trauma entgegen.
Eine traumatische Situation kann in der Vergangenheit oder in der Gegenwart liegen. Sie kann ein Einzelereignis darstellen oder fortdauernd sein. Beispiel: Ein Verkehrsunfall ist ein vergangenes Einzelereignis. Eventuelle danach auftretende starke chronische Schmerzen können als fortdauernde Traumatisierung wirken.
In meiner Arbeit finde ich häufig folgende traumatisierende Situationen:
- Belastende Kindheitserlebnisse
- Traumatisierungen durch notwendige medizinische Behandlungen
- Sexuelle und physische Gewalt
- Ausgrenzung und Beschämung
- Mobbing
- Hoher fremdbestimmter Arbeitsdruck
Traumafolgen und Symptome
Traumatische Ereignisse können schwerwiegende Folgen für die Psyche und die Neurobiologie des Gehirns haben (Grawe 2004). Diese können sein:
- Wiederkehrende Traumaerinnerungen als Flashbacks oder Albträume
- Gefühl, als ob das traumatische Erlebnis wiederkehren würde
- Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Schreckreaktionen, sexuelle Funktionsstörungen
- Gefühl eine negative Zukunft zu haben, Gefühl nichts mehr Wert zu sein (Störung des Selbstwertgefühls)
- Gravierend ist häufig die Auswirkung auf das unbewusste (implizite) Langzeitgedächtnis. Hier werden alle Ereignisse gespeichert, die mit starken Gefühlen verbunden sind. Bei Traumaerinnerungen kann das Gehirn nicht zwischen Vergangenheit und Gegenwart unterscheiden. Dadurch können Umweltreize, die das Gehirn an eine traumatische Situation erinnern, traumatypische Stressreaktionen hervorrufen. Beispielsweise hatte eine Klientin, die von einem roten Auto angefahren wurde, jedesmal starke Angst, wenn sie ein rotes Auto sah.
Psychische Traumafolgestörungen sind nicht immer klar zu erkennen. Sie können sich als allgemeine Ängste oder Depressionen zeigen, ohne dass den betroffenen Menschen der Bezug zu einem Trauma bewusst ist. Gerade Phobien sind häufig auf einzelne traumatische Erlebnisse zurückzuführen.
Traumatherapie
Eine traumatische Erinnerung kann nur dann in ihrer negativen Wirkung aufgelöst werden, wenn die dazugehörenden Gefühle aktiviert werden. Diese Arbeit ist oft belastend und aufwühlend. Deshalb werden in einer erste Phase einer Traumatherapie Stabilisierungs- und Entspannungstechniken vermittelt. Das Ziel ist, mit den starken Gefühlen umgehen zu können.
In der eigentlichen Traumabearbeitungsphase arbeite ich meistens mit EMDR, Klopftherapie (PEP), EMI, Brainspotting und hypnotherapeutischen Verfahren.
Die dritte Phase ist die der Neuorientierung. Ein seelisch verletzter Mensch lernt auf neue Weise mit seiner Lebenssituation nach dem Trauma zurechtzukommen. Dies gelingt nach einer erfolgreichen Traumabearbeitung besser, da die psychischen Traumafolgen nicht mehr die Potenziale des betreffenden Menschen hemmen.